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PROJEKT-VORGESCHICHTE
Vor gut 10 Jahren, im August 1992,
brannte in Rostock ein Ausländerheim. Viele Menschen sahen zu und
klatschten sogar. Als Reaktion darauf begann ich in Schulen, linken
und rechten Cliquen meiner Heimatstadt Brandenburg/Havel zu recherchieren.
Ich wollte ein Theaterstück gegen Gewalt entwickeln. Entstanden
ist "Platzangst", eine fiktive Geschichte von einem rechten
Jugendlichen der erfährt, daß seine Freundin Ausländerin
ist, weshalb die Welt für ihn zusammen bricht.
Auf diesem Wege wollte ich mich mit dem Verhalten der Rostocker auseinandersetzen
und die Anfänge und Mechanismen einer gewaltbereiten Masse auf
künstlerischer Ebene aufarbeiten.
Bereits seit einigen Jahren schon arbeite ich mit der Kinder- und Jugendkunstgalerie
"SONNENSEGEL"e.V. zusammen, um einmal im Jahr für einige
Tage oder Wochen Projekte mit Jugendlichen meiner Heimatstadt Brandenburg/Havel
auf die Beine zu stellen.
Bei einer dieser Jugendtheater-Inszenierungen lernte ich Martin kennen,
der von einem Schulkameraden dazu überredet worden war, mit zu
unserem Theaterprojekt zu kommen. Am Anfang hatte ich Berührungsängste
ihm gegenüber. Martin war ein rechter Jugendlicher mit Bomberjacke
und paßte so gar nicht in das Bild dieser Theatergruppe. Er blieb,
und wenig später hatten wir ein neues Liebespaar, Marina und Martin.
Was sich später herausstellte: Marina war in Rußland geboren.
Martin bekam wegen Marina Probleme mit seiner rechten Clique.
Mich ließ dieser Zusammenhang zwischen fiktivem Theaterstück
(1992) und der wahren Geschichte von Marina und Martin nicht los.
Im Januar 2001 begann ich aufs Neue zu recherchieren und mit "SONNENSEGEL"
e.V. eine Möglichkeit der Finanzierung zu finden. Zusammen mit
René Zeuner, der ebenfalls aus Brandenburg/Havel stammt, schrieb
ich das Drehbuch und gemeinsam führten wir auch Regie.
Zeitgleich mit der Fertigstellung des Films werden jetzt, nach fast
10 Jahren die Brandstifter von Rostock wegen versuchten Mordes zur Verantwortung
gezogen.
Heike Schober
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